Dienstag, 17. November 2009

Gastbeitrag: Unsere Tanzfläche soll schöner werden!

Heute präsentiere ich eine weitere Sternstunde in diesem Blog und es ist wieder ein Artikel eines Lesers. Freundlicherweise hat Kommentator Austin einen Gastbeitrag verfasst, nachdem ich ihn dazu ermuntert habe. Dieser Gastbeitrag deckt zu meiner großen Freude auch einen Bereich ab, zu dem ich nicht viel beisteuern kann (im Februar hatte ich mich einmal an dem Thema versucht). Insofern gibt es nun endlich das Gegenstück zur Serie bei Elbnymphe über die Garderobe der Tanguera. Ich gebe es offen zu: Mein Kleidungsfundus für die Milonga umfasst zu einem ganz überwiegenden Teil Textilien in einem fröhlichen Schwarz, nur ganz selten traue ich mich auch in einem äußerst gewagten antrazit-farbenen Farbton zum Tango. Ich habe wiederum nur Links zum leichteren Auffinden von Bezügen ergänzt. In einem gesonderten Beitrag werde ich demnächst auf das Schuhwerk des ambitionierten Tangueros eingehen. Und so bedanke ich mich ganz herzlich bei meinem Leser Austin für diesen wunderbaren Gastbeitrag.

Ich gebe es gleich zu: ich diskutiere gerne über Geschmacksfragen. Natürlich weiß ich, dass wir alle tolerant sind und dass es oberflächlich ist, auf Kleidung zu schauen, und dass nur die inneren Werte zählen und so weiter. Aber über diese kultivierten Haltungen muss man sich manchmal hinwegsetzen, sonst wird’s langweilig.

Deshalb beschreibe ich hier mal, wie man(n) meiner Meinung nach beim Tango gekleidet sein sollte und wie nicht. Verglichen mit den Brettern, die auf Cassiels Blog sonst gebohrt werden, ist das zwar ein vergleichsweise dünnes, aber trotzdem wollen die männlichen Dos and Don’ts in Sachen Tangokleidung mal thematisiert werden. In erster Linie ist das als Spaß gedacht, mit Augenzwinkern und cum grano salis, aber es gibt auch ein Anliegen dahinter: meiner Ansicht nach tragen zu einem gelungenen (Tango-) Abend verschiedene Dinge bei, und die Garderobe der Anwesenden ist ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor für die Atmosphäre. Durch sorgsam ausgewählte (oder zumindest nicht völlig beliebige) Kleidung zeigt man Wertschätzung für den Anlass, die anderen Gäste und das gemeinsame Anliegen. Das ist für die Stimmung gut. Umgekehrt kann man auch schönen Anlässen durch eine Überdosis Jeans und T-Shirt alles Besondere nehmen.

Es ist eigentlich recht einfach, sich für eine Milonga zweckmäßig und gut zu kleiden. Umso unverständlicher ist es daher, dass das so oft misslingt:

Vorsicht bei T-Shirts
Ein großes Rätsel ist mir beispielsweise die große Beliebtheit des viel zu weiten, ehemals (=vor Jahren) schwarzen T-Shirts (XXL) mit der Schulternaht auf halber Oberarmhöhe. Ich schätze die Verbreitung solcher Ungetüme auf mindestens 5% pro Milonga, im Sommer eher mehr. Meine Herren, wenn schon T-Shirt, dann bitte in Eurer Größe!

Generell rate ich bei der Kombination von Tango und T-Shirt zur Vorsicht. Es kann zwar Understatement in höchster Vollendung sein, wenn der 30-jährige argentinische Tango-Gott, der tagsüber den Workshop gehalten hat, abends noch mal im T-Shirt auf der Milonga vorbeischaut. Der gemeine Tanguero aber präsentiert sich im T-Shirt nicht von seiner besten Seite, auch wenn dieses die Aufschrift „Barcelona Tango Festival 2002“ trägt.

Welches Hemd? Rein oder raus?
Die meisten Tangueros tragen Hemden und das ist auch gut so. Viele lassen das Hemd aus der Hose hängen. Das halte ich für ein akzeptables Zugeständnis an die Zweckmäßigkeit: es ist etwas luftiger, das Hemd wirft am Bund keine ungewollten Falten und man muss nicht ständig kontrollieren, ob es hinten herausgerutscht ist. Aber nicht jedes Hemd ist für das Draußen-Tragen gemacht. Businesshemden sind es auf jeden Fall nicht. Ich bin sowieso dagegen, Businesshemden in der Freizeit zu tragen (besonders keine hellblauen). Die meisten der heute gängigen, etwas engeren Freizeit-Hemden hingegen kann man gut raushängend tragen (keine sichtbaren Ersatzknöpfe, unterer Rand einigermaßen gerade etc.).

Streng verboten: Sportkleidung
Ich dachte immer, das sei Konsens: Elbnymphe hat bereits die Trainingshose mit seitlicher Knopfleiste kritisiert (die dem Fußballer gestattet, die Hose auszuziehen und dabei die Schuhe anzulassen), und Cassiel hat ein ähnliches Modell bei Timo, dem Thai-Chi-Tänzer ausgemacht. Noch schlimmer als solche Sport-Hosen finde ich aber jegliche Art von Sport-Oberteilen (besonders hart treffen mich solche ohne Ärmel, aber auch Feinripp-Unterhemden und sogar Fahrradtrikots habe ich schon gesehen. Kein Witz! Mit Rückentasche für den Ersatzschlauch!). Sicher, es gibt Funktionsshirts, die ganz gut aussehen. Beim Sport. Aber nicht beim Tanzen. Fällt den Trikot-Trägern denn nicht das Ungleichgewicht im Vergleich zu ihren Tanzpartnerinnen auf? Die Dame erscheint im Kleid, Ohrringe und Schuhe (140 €) darauf abgestimmt, die Beine mit einer gemusterten Wolford-Strumpfhose liebevoll inszeniert, aber der Herr trägt dazu ein Stück aus der Ergonomic Performance-Serie von Odlo oder Nike, weil „weißte, mir ist beim Tanzen immer so heiß“. Manche Dinge werde ich wohl nie begreifen.

Die Regel „Keine Sportklamotten beim Tango“ gilt übrigens nicht für Frauen: manche Frauen sehen beim Tanzen in Trainingshosen wunderbar aus. Frauen in Sport-Oberteilen hingegen habe ich noch nicht gesehen. Ich glaube, Frauen machen so etwas nicht.

Eigentlich einfach: die Hose
Die Hosenwahl ist für den Tanguero eigentlich nicht schwer. Ich persönlich bevorzuge dunkle Stoffhosen, aber es gibt auch Männer, die in Jeans beim Tango eine gute Figur machen. Das ist aber nur dann so, wenn die Jeans sich noch einen Rest ihrer ursprünglichen Form und Farbe bewahrt hat. In jedem Fall aber sollten die Hosentaschen, egal welcher Hose, fast leer sein. Das Portemonnaie in der Gesäßtasche hat sonst einen ganz großen Auftritt, ebenso wie das in der vorderen Hosentasche munter vor sich hin blinkende Handy. Dass am Gürtel kein Telefon, kein Blackberry und kein Leatherman-Tool hängt, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Sollte, sollte.

Beliebt ist auch die Cargo-Hose, mit Taschen an der Seite. Da verhält es sich ähnlich wie mit T-Shirts: an ein paar wenigen Tangueros sieht das sehr gut aus. Die meisten Herren indessen sollten davon die Finger lassen. Faustregel: alle über 35 Jahre sollten vor dem Erwerb einer solchen Hose eine zweite Meinung einholen. Die Gefahr des „under-age-dressings“ (=Dieter-Bohlen-Syndrom) ist bei Cargo-Hosen ziemlich hoch.

Und schließlich mein Liebling: die Marlene-Dietrich-Hose für den Mann. Meist ist sie aus fließendem Stoff und sieht ganz stark nach Kunstfaser aus. Diese Art von Hosen erinnert mich immer an Zirkus oder an den Pierrot aus „Die Kinder des Olymp“. Üblicherweise wird sie mit Tanzschuhen im Turnschuh-Design kombiniert und tritt, so ehrlich muss man sein, tendenziell bei besseren Tänzern auf. Handelt es sich um eine In-Tracht der Tango-Nuevo-Szene oder so was? Bitte klärt mich auf. Aber auch wenn’s so ist: ohne diese Hosen wäre die Welt kein schlechterer Ort.

Also das ist mein Vorschlag, gewissermaßen ein Katalog der Mindestforderungen, mit genügend Raum für die individuelle Note. Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt!

28 Anmerkung(en):

Herr Oswald hat gesagt…

Danke für diesen Beitrag.

Meine Stilberaterin (ja ich weiß, das klingt albern - aber ich verdanke dieser Frau wirklich viel, denn die uns prägenden Mütter und Freundinnen sind oft sehr schlechte Beraterinnen…) hat mir seinerzeit gesagt, daß bei Männern schon seit Jahrhunderten eine Silhouette, die einem auf die Spitze gestellten Dreieck nahe kommt, attraktiv wirkt. D.h. im Klartext: Breite Schultern und eine schmale Taille. Deswegen haben Jacketts Schulterpolster und Hosen werden mit Gürteln getragen.

Daher gilt allen Männern, die ihr Hemd aus der Hose tragen, mein ausdrücklicher Dank: Ihr alle erhöht meine und die der anderen Hemd-in-der-Hose-Träger Chancen bei den Frauen ganz beträchtlich. Bitte macht weiter so.

NB.: Das Ventilations-Argument finde ich nicht wirklich zwingend - wenn man sich anschaut, daß sich viele Frauen schulterfrei halb tot frieren, können wir es schon aushalten, daß es mal ein bißchen zu warm ist. Vielleicht führt das ja sogar dazu, daß sich ausgefrorene Frauen umso lieber an uns anschmiegen…

Davon abgesehen gehört sich am Parkett wenn nicht schon Jackett, dann doch zumindest Weste - womit man leider auf 80% aller Milongas schon viel zu warm angezogen ist - hilft nichts, da muß man durch. Hut ab vor den Herren, die einen ganzen Abend lang Jackett und Weste durchhalten!

Theresa hat gesagt…

Mir fehlen hier die wirklich wichtigen Gesichtspunkte bei der Wahl der Tango-Kleidung. So wie beim Tanzen auch, finde ich es bei der Kleidung viel wichtiger, wie sie sich anfühlt, als wie sie aussieht.

In dieser Hinsicht sind T-Shirts oft vorteilhafter als Hemden, vor allem wenn diese aus Plastik oder glatter Seide sind und sehr schnell feucht werden oder gar muffeln. Und bei Frauen finde ich schulterfrei auch nur wirklich gut bei peinlicher Hygiene. Als gelegentlich führende Frau habe ich es schon oft erlebt, dass am Ende eines Tango-Abends die am strengsten riechende Zone obendrauf am rechten Oberarm ist ... Ganz schlecht bei Frauen finde ich auch Klamotten, in die kleine Perlen oder sowas eingearbeitet sind und an denen sich in der Umarmung beide Partner kratzen und stechen.

Und was das Aussehen betrifft: Wenn jemand sich toll bewegt, dann sieht das so ziemlich in jeder Kleidung auch gut aus.

Theresa aus München

Jochen Lüders hat gesagt…

Wunderbarer Beitrag. Und wer schreibt jetzt über den Dresscode für Frauen? Erstes "Geht meistens gar nicht": Minirock. Schaut m.E. nur bei sehr wenigen Frauen gut aus.

Anonym hat gesagt…

@ Herr Oswald: Mußte z. T. schmunzeln über Deinen Kommantar, denn ich halte auf Milongas immer nach "HidHT" Ausschau.

Überhaupt nicht kann ich mich jedoch mit dem Westen-Argument anfreunden. Das finde ich gestelzt und deplaziert auf der Tanzfläche. Wenn dann die Weste am Rücken noch satinverstärkt (was sich nicht schön greift) und mit Pinguinmotiven oder - ganz pfiffig - Bandoneons etc. durchwebt ist, verzichte ich liebend gerne.

Es ist für mich als Tanguera ein erheblicher Genuß, meine Hand auf schlichten, aber edlen Hemdenstoff zu legen – Ich möchte sogar so weit gehen zu behaupten, daß es für mich eine Erotik des Herrenzwirns gibt! Dazu stehe ich! :-)

@JochenEnglish: Normalerweise meide ich so schamlose Cross-Promotion, da wird Cassiel mir sicher zustimmen, aber in dem Fall beantworte ich Deine Frage ganz eigennützig mit "ich, auf meinem Blog." :-) Der jüngste Beitrag zum Thema "Tanguera-Garderobe" steht kurz vor Fertigstellung und hat witzigerweise einen jüngst auf den Tanzflächen aufgeschnappten Trend zum Inhalt! :-)

@Theresa: Für mich ist Tango MEHR bzw. ANDERS als Sport, und daher finde ich das Aussehen der Kleidung gleich wichtig, wie ihre Stofflichkeit. Wenn alle nur noch in atmungsaktiver Funktionskleidung kommen, weil das halt so praktisch ist, rufe ich Streik aus! ;-) Dann gibt es - passend zur Flut der jüngsten Veranstaltungsreihen - eine Birkenstock-Milonga! ;-)

Für mich gilt beim Tango die Devise: "Das Auge tanzt mit."

Natürlich sollte von Applikationen und Verzierungen keine akute Gefährdung der Tanzenden ausgehen, aber ich halte rücksichtslos ausgeführte Ganchos in Stilettos immer noch für gefährlicher, als ein paar Perlen und Pailletten. ;-)

Theresa hat gesagt…

Nein Elbnymphe, ich wollte nicht für atmungsaktive Funktionskleidung plädieren, sondern darauf aufmerksam machen, dass beim Tango noch weitere Sinne beteiligt sind und durch die Kleidung nicht beleidigt, sondern geschmeichelt werden sollen. Die Funktionskleidung schneidet da eher schlecht ab.

Und für mich persönlich ist die Olfaktorik und die Haptik wichtiger als die Optik, aber das ist natürlich eine Geschmacksfrage ...

Jochen Lüders hat gesagt…

@elbnymphe

> Der jüngste Beitrag zum Thema "Tanguera-Garderobe" steht kurz vor Fertigstellung

Uii, da bin schon gespannt. Dann hätte ich gleich gerne gewusst was du von schwarzen Hotpants mit pinkfarbener Feinstrumpfhose, schwarzem Spaghettiträger-Shirt und
Gymnastikschläppchen" hältst. Habe ich kürzlich tatsächlich auf einer Milonga gesehen.

Peter hat gesagt…

das männermode eigentlich nicht existiert. hemd,hose,jacke dazu jedes jahr eine "neue" kragenform oder modefarbe und das thema ist durch.

die kleidung sollte passen, und da meine ich nicht nur die größe, sondern auch zum typ und zum anlass (externe stilberatung ist keine schlechte lösung).

sogenannte modesünden sollten für beide seiten erlaubt sein da sie ja nur im auge des betrachters sichtbar sind. sie sind doch manchmal die farbklexse und gesprächsstoffeiner milonga...

das es kleidungsstücke gibt die nicht tangotauglich sind ist bekannt (klettverschlüße von cargo-hosen die reichlich laufmaschen erzeugen gehören dazu und sollten schon aus diesem grund nicht getragen werden und diverse stark fusselnde oder nicht farbechte materialien ebenfalls)

funktionskleidung gegen schwitzen ist ok. mann/frau kann aber auf einer milonga auch mal pausieren. eine andere möglichkeit ist einfach mal enspannt die partnerin ohne kraftaufwand zur musik zu führen und auf das zeigen der erlernten schrittkombinationen zu verzichten.

Peter

yy hat gesagt…

Ja, schöner Beitrag! :)

Teil 1 (war insgesamt zu viel für ein Stück, was ich da von mir geben möchte, Ihr Armen):

Ich mag es auch sehr gerne, wenn man sich "fein" macht, das hat mit Respekt dem Tango, sich selber und den anderen Tangotanzenden gegenüber zu tun, man zeigt, dass es einem etwas bedeutet und man sich innerlich wie äußerlich vorbereitet. Generell denke ich, man muss sich selber mögen, schön und wohl fühlen, dann ist die Ausstrahlung positiv und dann ist es sogar fast egal, was man anhat.?
__

Ein Aspekt der passenden Herrenbekleidung bei der Frage "Hemd über oder in der Hose" ist sicherlich auch die der Figur. Könnt ihr euch Chicho Frumboli mit einem in die Hose gezwängten Hemd vorstellen?? Schlanke Herren sind da etwas flexibler in der Wahl der richtig eleganten Klamotten, oder? Mein Anfängerkurstanzpartner trug gerne eine bauchbequeme Hose, die weit über dem Bauchnabel gegürtet das rosa Hemd beherbergte....
Ich mag am liebsten schwarze Stoffhosen (äh... die eleganten im Gegensatz zu Jeans...) mit Gürtel und einem edlen Baumwollsatinhemd in eher gedeckter Farbe. Im Sommer gefallen mir elegante gut sitzende T-Shirts, die Funktions-T-Shirts fühlen sich nach vielen Tänzen besser an als die manchmal schon recht klammen Baumwolldinger. Motto-Aufdruck? Och nöööö....
Mit einem Mann in Jacket zu tanzen, ist mir etwas zu distanziert, obwohl ich Jackets generell toll finde.
>Beispiel „Eleganter distanzierter Herr“ ;))

Elbnymphe hat gesagt…

@ Austin: Danke für diese aufrüttelnden Zeilen! Es muß ein Ruck durch Deutschlands Milongas gehen! Wann kommt Dein Style-Blog? :-)

yy hat gesagt…

Teil 2:

Das Kapitel Damen-Tangobekleidung ist unerschöpflich, sage ich. Es macht mir gerade entgegen meiner sonstigen Art Spaß, über Frauen, die sich in der Szene "nichtschwesterlich", zickig, selbstverliebt oder / und obereigensüchtig benehmen, abzulästern.
Manche haben eine ganz merkwürdige Vorstellung vom Tango an sich und von der Kleidung als solche. Der Aspekt der "Erotik" im Tango (meiner ganz persönlichen Meinung nach nur sehr selten durchscheinend beim Tanzen) ist ihnen vermutlich und aus vielleicht aus aktuellem Anlass (neuer Freund, fortschreitendes Alter, was auch immer) ungemein wichtig und so ist mit ihren um die 50 Jahren jeder Rock und jedes Kleid knapp unter den Pobacken zuende, sie stellen ihre Figur gerne zur Schau. Bei dann eher "unerfahren" getanzten Sacadas, Ganchos und Voleos sieht man dann statt Tango Tanga...
Beispiel 1, Beispiel 2.
Ich erinnere mich an eine weiße, hochgeschlossene Spitzenbluse mit Kragen und großer schwarzer Schleife zu sehr kurzem schwarzem Satinballonrock, weißen (oder waren es doch schwarze oder hautfarbene?) Spitzenstrümpfen und - tatatatataaaaaa - weißen Minnie-Maus-Schuhen (aber schon mit mit Pfennigabsatz).
Kontrastprogramm ist manchmal ein enges, schwarzes, schlichtes Outfit mit langer dicker (Domina?-)Kette an der Hosenseite.
Wahlweise Muttis etwas zu großes Ballkleid, ein Traum aus rotem Chiffon, wadenlang Beispiel 3.
Sprach ich schon von der Miniplidauerwelle mit Haarreifen oder Glitzerspange? Den roten oder blonden Strähnen im Zerwühlt-verrucht-Look? Glitterspray im Haar?
Oder den obligatorischen langen Handschuhen oder Stulpen aus schwarzer Spitze? Ein echtes MUSS, oder?
__

Es gibt dann noch die Damen, die aus Verzweiflung über zu lange Abende auf dem Stuhl zu besonderen Mitteln greifen, die ihre Persönlichkeit dann meistens doch gut verbergen und den Erfolg der Aktion nicht garantieren: kürzeste Minifaltenröcke, Schlitze, die sich für Werbung von Celluliteprodukten eignen, Netzstrumpfhosen oder irgendwie - nur unbedingt skurril - gemusterte Strumpfhosen, "Hunde"-Halsbänder mit den Buchstaben "TANGUERA" und eventuell noch Nieten dran, usw.

Raxie hat gesagt…

Ist Euch mal aufgefallen, dass man vielen Herren alleine von der Kleidung nicht ansehen kann, wie gut sie tanzen? Bei Frauen find ich das etwas einfacher - je erotischer und figurbetont, sprich weiblicher, sie sich kleiden, desto bessere/selbstbewußtere Tänzerinnen sind sie (meist).

Bei den Herrn find ich das viel schwieriger. Eigentlich kann ich es nicht am Äußeren ablesen, nicht mal vermuten. Mitunter entpuppen sich die Karohemden in Bergsteigerhosen oder blauen Bürohemden in beigen Stangenhosen als die absolut phantastischsten Tänzer! Und wenn ich diese Tangueros aufmerksam beim Tanzen bewundert habe - dann kann das Hemd noch so blau oder baumwollkariert sein: Total nebensächlich!

Andersherum halten die schwarzen Feinzwirnhemden in eleganten u gutgeschnittenen schwarzen Hosen nicht immer das, was sie (vermeintlich) versprechen.

Und obwohl ich das mittlerweile sicher weiß, zieht es mich dennoch immer zu den schwarzen Herren, die in ihrem Tango-Outfit jederzeit einen wichtigen beruflichen Termin wahrnehmen könnten oder auch im Theater sofort eine gute Figur machen würden.

Es ist einfach schön u ich empfinde es auch als Wertschätzung für die Damen, wenn ein Herr sich Gedanken um seine Kleidung macht.

Aber entscheidend ist es für mich nicht. Das gute Gefühl beim Tanzen lässt jedes karierte Hemd umgehend vergessen sein, selbst wenn ich die Augen geöffnet lassen sollte...

yy hat gesagt…

Teil 3 (letzter ;)):

Die Frage der Busenbedeckung ist vielleicht einen ganzen Artikel für sich wert?
Hat die Attraktivität bzw. das generelle Maß der Sichtbarkeit des Busens Auswirkungen auf die Tanzfreudigkeit der Männer?
Drückt der Bügel-BH beim Tanzen?
__

Männer, beeinflusst euch eigentlich die Kleidung einer Dame bei der Wahl zum Tanzen?
Oder die "Nacktheit"?
__

Ob ich nicht auch manchmal in der Wahl meines Outfits daneben greife, kann ich nicht sagen, ist bestimmt schon vorgekommen. Als ich mit dem Tangotanzen begann, kaufte ich mir alles mögliche, das mit viel Strass, Perlen und Glitzer besetzt war (mag ich noch immer in Maßen ;)). So etwas ziehe ich nur noch sehr selten an, ich habe mich samt meiner Vorstellung vom Tango verändert, denke ich. Ein Teil, das mir immer noch sehr gut gefällt, ziehe ich super selten an, weil es rundherum mit Pailletten besetzt ist. Ich kann mir vorstellen, dass es den Herren unangenehm ist, das zu fühlen, irgendiwe "pickelig". Wenn ich es dann mal anhabe, entschuldige ich mich vorweg, ja, echt.
Und Trägertops mit freiem Rücken ziehe ich auch eher selten an, weil ich nicht gerne Leute, die ich nicht intim kenne, an anderer Stelle als Hand oder Arm oder Nacken (uiuiui) auf die nackte Haut fasse (und zusätzlich, weil ich meine Haut nicht schön genug dafür finde).
Was mir auch noch von Männern erzählt wurde ist, dass Satin, Seide, Chiffonlagen oder so beim Führen zu "glitschig" und deshalb irritierend seien.

Ein weites Feld....

Entschuldigt meine Logorrhoe, dieses Thema hatte ich schon lange in mir :)

Herr Oswald hat gesagt…

http://www.dnews.de/wissenschaft/141981/frau-muss-40-prozent-korpers-entblossen.html

Ach, das Leben ist ungerecht! - Die Frauen können sich jetzt mit Planquadraten bemalen und wissen dann ganz genau, daß sie es richtig gemacht haben… - Und wir von der vernachlässigten Minderheit werden wieder mal alleingelassen und bleiben auf Mutmaßungen angewiesen. Manche von uns sind ja so verunsichert, daß sie vor lauter Verzweiflung zu horrenden Preisen die Produkte süddeutscher Automobilfabrikationsstätten erwerben, um textile Defizite zu kompensieren.

Raxie hat gesagt…

@Caren42

Wow - wo tanzt Du denn?

:-)

Da würde ich auch gerne mal Mäuschen sein. Bei uns geht es da recht zivil bei den Damen zu. Zuletzt aufgefallen sind mir zwei Damen, die jeweils komplett rote Kleider anhatten. Jeweils figurbetont und wirklich elegant geschnitten. Zwei sehr sehr gute Tänzerinnen. Eigentlich mag ich rot nicht so gerne und halte das fast schon für einen Freischein für Herren - aber so stilvoll und vollendet, wie die beiden Damen ihre Kleider getragen haben und beim Tanzen zum federleichten Leben erweckt haben - Respekt! Wunderschön zum Zuschauen!

cassiel hat gesagt…

Nur kurz zwischendurch...

(es war ein etwas hektischer Tag und nachher habe ich noch einen Termin)

@Herr Oswald
Schön, daß wir uns nicht in die Quere kommen. Ich bin der, der das Hemd über der Hose trägt. ;-)

@Theresa
Ein wichtiges Thema hast Du angeschnitten. Mir fällt es schwer, darüber zu schreiben. Ich versuche es vielleicht demnächst. Danke für Deine Gedanken.

@JochenEnglish
Die Tangueras lassen wir aber doch vielleicht von einer weiblichen Autorin beschreiben, oder?

@elbnymphe
Vielleicht hast Du Theresa missverstanden. Sie hatte keinesfalls für beliebige Kleidung plädiert. Sie hat lediglich zu bedenken gegeben, daß Kleidung auch praktisch (und u.U. "hygienisch") sein sollte. Das sehe ich übrigens auch so.

@Peter
Danke für Deine Zeilen. Der Hinweis auf die Pause ist m.E. wichtig.

@Caren
man muss sich selber mögen, schön und wohl fühlen, dann ist die Ausstrahlung positiv

Wie wahr, wie wahr... ;-)

@Raxie
Schau mal auf die Schuhe! ;-)
Ist der Schuh fast grau, dann spricht das für eine intensive Nutzung. ;-)
(Das gilt nur mit Einschränkungen)

Sorry für die knappen Anmerkungen. Bin schon wieder weiter...
Dank an alle und viel Spaß beim weiteren Kommentieren.
Austin? Bist Du online?

Raxie hat gesagt…

@Cassiel

Danke für den wertvollen Tip.Ich hab doch tatsächlich die blöde Angewohnheit, den Herrn eher in die Augen zu schauen, als auf die Füße...

:-)

Jochen Lüders hat gesagt…

@cassiel

> Die Tangueras lassen wir aber doch vielleicht von einer weiblichen Autorin beschreiben, oder?

Nö, warum denn nur die eine Perspektive? Wie immer sind BEIDE Seiten interessant.

"Caren42" fragt ja auch schon ganz explizit: "Männer, beeinflusst euch eigentlich die Kleidung einer Dame bei der Wahl zum Tanzen?
Oder die "Nacktheit"?"

Anonym hat gesagt…

Liebe Caren, es scheint, je weniger Du hörst, desto mehr hast Du zu sagen (Kompliment mit Galgenhumor)! ;-) Deine Beiträge waren schön zu lesen - und entledigen mich der Pflicht, noch heute Abend meinen angekündigten Artikel 'rauszuhauen! :-)

Auch die Anderen steigen schwungvoll in die Diskussion ein …

Ein paar spontane Gedanken: "Drückt der Bügel-BH beim Tanzen?" Wo soll der denn den Mann drücken? Da muß der Bügel ja wohl erst mal den Stoff durchstechen. Das wäre doch eine schöne Art zu sterben: beim Tango vom BH der Tanzpartnerin erdolcht! ;-)

Busenbedeckung: Ich bin ja UN-Botschafterin in Sachen Dekolletee, aber je länger ich tanze, desto hochgeschlossener wird meine Kleidung. Es war ein Lernprozeß zu bemerken, daß es einfach bei der Innigkeit stört, wenn man merkt, wie irritiert und abgelenkt die Männer sind.

Ich denke, beim Tango geht der Focus eher Richtung schöner Beine - und da, ich gestehe es, bin ich eine Liebhaberin von Netzstrumphosen. Die können doch sehr schön aussehen, wenn man sich mal von der Farbe schwarz und dem Netzmuster verabschiedet. Rautenmuster, Blumenmuster - solange der Rest des Outfits dezent ist, kann so eine Strumpfhose doch tolle Akzente setzen. Auch unifarbene, farbige Strumpfhosen finde ich schön - meinetwegen auch in pink, JochenEnglish! :-)

Ich finde es beim Tango übrigens gerade schön, daß auch die Damen ab 30 aufwärts sich und ihre Figur meist gekonnt in Szene setzen. Sich mit Zwanzig gut anzuziehen, ist keine Kunst. Aber ich finde es schade, daß hierzulande die Leute (Männer wie Frauen) ab einem bestimmten Alter oft nicht mehr auf ihre Ausstrahlung achten.

Es gibt hier in unserer Szene eine Tanguera, die gewiß schon Mitte, Ende Vierzig ist und jedes Mal so sagenhaft aussieht, daß mein Tanzpartner (der fast ihr Sohn sein könnte)und ich uns anschauen und unisono anerkennend kommentieren: "She's hot!". Ganz zu schweigen davon, daß sie eine fantastische Tanguera ist. Ihr Tanz und ihre Kleidung bringen zum Ausdruck, daß sie mit sich im Lot ist.

Austin hat gesagt…

@cassiel@
Hast Du's gesehen? Das Bergsteiger-Outfit wurde auch ohne unser Zutun thematisiert!

@ alle

1. ) Ich bin sehr glücklich, dass ich anscheinend nicht der einzige bin, der zu dem Thema eine dezidierte Meinung hat. Ich hatte Angst, dass es Beiträge hagelt wie "hey, das muss jeder selber wissen, Du, und da darf man nicht über andere urteilen" und so was. Das wäre echt öde geworden.

2.)Okay, die Funktionshemden scheinen beliebter als ich gedacht habe, aber damit muss ich wohl leben.

3.) Frauen-Styles

Da warte ich mal auf Elbnymphes Beitrag, damit die Diskussion vielleicht etwas fokussierter abläuft. Aber ich finde, dass es bei Frauen (wenig überraschend) weniger gravierende Fehltritte gibt. Dass Frauen untereinander viel strenger mit sich umgehen, ist ja bekannt.

Gute Nacht allerseits.

die! Anonyma hat gesagt…

Gaaanz schrecklich an Männern finde ich diese unten ganz weiten und seit neuestem irgendwie materialmäßig mit Patchwork versehenen Hosendinger der Tango Nuevo-Tänzer, ich hoffe ihr wißt, was ich meine?? Und bei Frauen diese Pluderhosen bis zum Knöchel, die bis unters Knie gehen ja noch, sofern nicht der Hosenboden ebenfalls bis auf Kniehöhe hinab hängt.
Farblich bin ich wenig kapriziös, bei Frauen hängts halt auch immer ein bißchen von der Farbe der geliebten Comme il fauts usw. ab, ich habe z.B. ein schönes Paar in lila, ein anderes in scharz mit knallpink, das gilt es zu berücksichtigen. Letztere gehen z.B. mit roter Bekleidung gar nicht, aber zu diesem Thema kommen wir sicher auch noch mal irgendwann ;-). Ach ja, Jeans bei Frauen finde ich nicht sooo toll, bei Männern eigentlich auch nicht, wenn ich es mir recht überlege.
@Raxie: "Bei Frauen find ich das etwas einfacher - je erotischer und figurbetont, sprich weiblicher, sie sich kleiden, desto bessere/selbstbewußtere Tänzerinnen sind sie (meist)." - diese Beobachtung kann ich absolut nicht teilen. Das verteilt sich ganz gleichmäßig auch auf mittelgute und wenig gute Tänzerinnen, scheint wohl mehr eine Frage des persönlichen Geschmacks, als des Tanzvermögens zu sein.
Hätte schon gerne mal diverse Männermeinungen zum Thema weibliche Bekleidung, weil ich gelegentlich in Milongas beobachte und mir so einiges denke zum Thema "welcher Mann fordert welche Frau warum auf???", weil die Tanzkünste der Frau sind es oft DEFINITIV NICHT. Also das wäre mal so eine kleine Anregung ;-)

Alfred hat gesagt…

Interessantes Thema, hier mal meine Ansicht in Kurzform dazu, bevor ich ins Bett gehe:

Prinzipiell bin ich der Ansicht, dass der Tango Argentino nicht zu einer egozentrischen, selbstverliebten Papageienshow verkommen sollte - außer an Fasching vielleicht. Schlichte Eleganz, die von Frauen gerne auch etwas übertrieben werden darf und respektvolles Miteinander auch auf der Tanzfläche sind mir wichtiger.

Ich selbst trage moderne Anzug-/Stoffhosen und das Hemd natürlich drüber. Gelegentlich auch Jeans. Darüber meist Sakko, das ich gelegentlich für die ersten Tänze anlasse, bei besonderen Veranstaltungen gerne auch Nadelstreifenanzug o.ä. ohne Kravatte. Ich besitze inzwischen einige Paar Tanzschuhe, zwei Paar davon aus Buenos Aires, die keine Chromledersohle sondern eine etwas dünnere Ledersohle haben, was mir sehr entgegenkommt, wenn die Straßen trocken sind; denn was mir wirklich zuwider ist, sind Tänzer mit riesigen Sporttaschen mit Handtüchern, Ersatzkleidung und eventuell auch noch Wasserflaschen, um sich die paar Euro an der Bar zu sparen.

Solange die Leute gepflegt und nicht in alten T-Shirts unterwegs sind, ist mir der Rest egal, denn über Geschmack lässt sich streiten, gerne auch lästern ;-)

Vielleicht noch ein paar "Tabus":

- Barfußtänzer, ja es gibt in meiner Gegend einen und wäre ich Veranstalter oder Gastgeber, bliebe er draußen
- mangelnde Körperpflege - vor allem einige Männer glauben wohl daran, dass alleine die Tatsache, dass sie Tango tanzen können, ihren Schweiß zu einem anbetungswürdigem Etwas macht, das nicht weggewaschen werden darf
- Frauen, die meinen, ihre Achselbehaarung habe ein Recht auf Selbstfindung auf meinem teuren Hemd :-)
- Mode/Schuhmode aus der Standard/Latein-Szene

Grüße

Alfred

Monika hat gesagt…

"Meine Stilberaterin (ja ich weiß, das klingt albern - aber ich verdanke dieser Frau wirklich viel,(...)" - Danke Herr Oswald, ich wünschte, mehr Männer hätten eine (und würden auch auf sie hören). Und ich finde das überhaupt nicht albern!

Bei vielen Männern - auch, aber nicht nur im Tango - hat frau den Eindruck sie sind farbenblind, haben keinen Spiegel zuhause (oder werfen zumindest nie einen Blick hinein) und interessieren sich (sorry) einen Sch...dreck dafür wie sie aussehen.

Hier wurde ja das Bergsteigerhemd, die Funktions-Tshirts und die unsäglichen Cargo-Hosen bereits angesprochen. Nix gegen Bergsteigerhemden und Funktionskleidung, wo's hingehört. Aber mal ehrlich: die Frauen - die allermeisten jedenfalls - machen sich sehr viele Gedanken über ihr Outfit, besonders im Tango. Manchmal geht was daneben, und über Geschmack lässt sich sowieso trefflich streiten (und lästern). Aber bei vielen Männern frage ich mich schon ob sie sich je über ihr Aussehen Gedanken machen.

Ein wichtiger Aspekt hier: viele Menschen die Tango tanzen - Männer wie Frauen - leben in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen (auch wenn Melinas Diplomarbeit zumindest für Deutschland den Anteil an Studierten im Tango als überproportional erkannt hat). Diese Tänzer haben also nicht viel Geld übrig, um sich (dauernd) neu einzukleiden. Das sollten wir bedenken, wenn jemand das dritte Mal dasselbe Hemd trägt. - Was denjenigen nicht davon enthebt das Hemd zwischendurch mal zu waschen...

Ob das Hemd nun über oder in der Hose getragen wird (und ob diese eine Jeans ist oder eine Stoffhose), oder ob es ein Tshirt ist - kann man drüber streiten. Wichtiger wäre mir dass die Herren der Schöpfung mal eine Dusche nehmen, gelegentlich ein Pfefferminz in den Mund stecken (ich bin selbst Raucherin und daher eher unempfindlich gegen Gerüche, aber sehr darauf bedacht meine Partner nicht mit 'vollem Aschenbecher' zu konfrontieren),...

Ich schätze auch die Herren die, wissend dass sie schwitzen werden, ein Ersatz-Hemd oder -Tshirt dabeihaben (wobei die Sporttasche, die natürlich nicht an der Garderobe gelassen sondern neben dem Tisch, möglichst fast schon auf der Tanzfläche, deponiert wird auch keine tolle Alternative ist)...

Schweiss ist menschlich und normal, und frischer Schweiss ist ok, von daher müsste das frische Tshirt eigentlich garnicht zwingend sein, auch wenn es angenehm ist. Aber alter Schweiss ist schlicht bääääh!!

Austin hat gesagt…

@die!Anonyma

Ich glaube, es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Outfit und Auffordern, aber natürlich hat das Outfit eine gewisse Wirkung. Ich beschreib mal ein paar:

Tango-Göttin-Outfit gemahnt mich persönlich zur Vorsicht, denn wenn ich befürchten muss, eine Tango-Göttin vor mir zu haben, besteht die Gefahr, dass sie sich mit mir langweilen könnte. Tango-Göttinen sind meist elegant und schlicht gekleidet, wenige Farben, nichts schrilles, eher bedeckt als offenherzig; sie verwenden Mühe auf ihr Syling, aber nicht Stunden, denn sie wissen, dass sie nicht wegen Ihres Outfits wirken.

Raubtier- oder schriller Latin-Dance-Look (asymmetrische Kleidungsstücke, viel Verzierung, Glitzer etc.) schreckt mich eher ab, denn mit dieser Dame werde ich vermutlich wenig Gemeinsamkeiten haben.

Alternativ- oder sehr individueller Look (ungewöhnliche Stücke, erinnert an Second-Hand-Läden) macht mich auf diese Frau neugierig.

Alltagskleidung, kein Gramm Schminke im Gesicht, keine erkennbare Mühe auf das Outfit: so eine Dame werde ich vermutlich erstmal übersehen.

Alles dazwischen: okay.

@ Elbnymphe

Du hast einen Haufen wahre Sachen geschrieben, von den Tangueras jenseits der 40 angefangen, die sich ruhig klamottentechnisch bisschen was trauen sollten, von der eher verwirrenden Wirkung zu üppiger Dekolletes etc.

Völlig richtig, den Beinen gebührt beim Tango die Hauptrolle und die große Vielfalt an Damenstrümpfen erlaubt großartige Inszenierungen. Kunstvoll zur Musik bewegt, sind solche Beine der Grund dafür, dass ich auch gerne mal eine halbe Stunde nur zuschaue.

Positiv erwähnen möchte ich noch die Rückkehr der Leggings, die es auch der Dame jenseits der 35 wieder gestatten, kurze Röcke zu tragen. Das begrüße ich sehr.

Austin hat gesagt…

@ caren42

Ich musste über Deine Fragen zur Busenbedeckung sehr lachen. Und zur großartige Frage, ob der Bügel-BH beim Tanzen drückt:

Deinen Partner drückt er sicher nicht. Der Tanguero, der per Brustkontakt erspüren kann, ob ein Bügel-BH oder ein Nicht-Bügel-BH im Spiel ist, kann sich bei "Wetten das...?" anmelden.

cassiel hat gesagt…

Und weil es hier einige Male thematisiert wurde:

Die Dusche (bzw. die Badewanne) ist der Ort, der unmittelbar vor einer Milonga aufgesucht werden sollte. Gleiches gilt für den Kleiderschrank mit frischen Oberbekleidungsstücken. Schweiß entwickelt eigentlich nur dann einen Eigengeruch, wenn er alt oder aufgewärmt ist. Ich persönlich fühle mich auf einer Milonga überhaupt nicht wohl, wenn ich nicht unmittelbar vorher geduscht habe und wirklich frische Kleidung trage. Ich benutze ein Deo aus der Apotheke (sehr dezenter Duft) und ich habe Reservehemden dabei. Das ist alles keine Hexerei.

In meinem Tangorucksack befindet sich eine Auswahl an Pfefferminzpastillen und Kaugummis (die habe ich nur für den Fall dabei, daß ich von Anderen danach gefragt werde). Ich persönlich fühle mich nicht wohl, wenn ich lutschend oder kauend tanzen muß. Also habe ich für mich die Variante Japanisches Minzöl entdeckt (der Hersteller heißt JHP Rödler) - gibt es in der Apotheke oder im Reformhaus. Ein Fläschchen davon habe ich immer in der Hosentasche.

Kommen wir also noch zu einem etwas unangenehmen Thema: Manche Menschen haben einen markanten Eigengeruch des Atems (neutraler kann ich es gerade nicht formulieren). Das ist nicht zwingend eine Folge mangelnder Mundhygiene sondern hat manchmal auch mit Magenbeschwerden zu tun. Das ist ja überhaupt nicht schlimm! Aber man ist dem nicht hilflos ausgeliefert, man kann etwas dagegen tun (s.o. Minzöl). Also!

Allen vielen Dank für ihre Anmerkungen.

yy hat gesagt…

@ Austin zum Thema BH: ich denke das ja auch wie du, aber dann las ich den Kommentar von Mike zu diesem Post. Sicher spielen Üppigkeit und Beschaffenheit der "Ausstattung" in jeder Hinsicht eine Rolle, aber das Thema führt jetzt doch zu weit ;))
Mir erzählte schon einmal jemand, dass er bestimmte Sorten von BHs als Panzer empfinden würde.

Hygiene ist wirklich ein noch wichtigeres Thema als die Klamottenfrage für mich, die ich sehr empfindlich diesbezüglich bin. Ein frischer Atem und frische Kleidung sind ein absolutes MUSS, damit ich mich voll aufs Tanzen konzentrieren kann und nicht gegen aufkeimendes Unwohlsein mit Fluchtgedanken ankämpfen muss.
Aftershave / Deo / Damenduft sollten dezent sein :)

die! Anonyma hat gesagt…

@Austin: danke! Was ich mich immer wieder überrascht und erschüttert sind diese Äußerungen: "denn wenn ich befürchten muss, eine Tango-Göttin vor mir zu haben, besteht die Gefahr, dass sie sich mit mir langweilen könnte. Tango-Göttinen sind meist elegant und schlicht gekleidet,... ". Ich kleide mich eher schlicht und elegant, bin aber von der Tango-Göttin weit entfernt, von der absoluten Anfängerin auch zugegebener maßen, aber ich LANGWEILE mich nicht beim Tanzen. Nie!
Auch dann nicht, wenn der Mann nicht mehr kann als den Grundschritt. Jeder von uns hat mal angefangen, und ich versuche in so einem Fall zu motivieren und ein gutes Gefühl zu vermitteln. So wie mir halt auch am Anfang geholfen wurde von den guten Tänzern... also bitte, vergiß diesen Einwand, dass sie sich langweilen könnte, und fordere einfach auf! Kein Mensch braucht 500 verschiedene Figuren!! Eine schöne Umarmung, Gehen, einfache Figuren (Ochos, Drehungen) und das zur Musik ist absolut genug (jaja, ich weiß...). So gesehen ist das mit dem "sie wird sich langweilen" eine Ausrede!

Austin hat gesagt…

@caren 42:
Mike hat definitiv einen an der Waffel.

@die! Anonyma:
Danke für die Aufmunterung. Ich werde an mir arbeiten!