Mittwoch, 1. April 2009

Ich will - Quiero

Gestern wieder mal ein Telefonmarathon mit einer alten Bekannten; sie hat derzeit die üblichen Partnerschaftsprobleme... Im Tango-Kontext läuft es ja bekanntlich noch ein wenig heftiger ab als im restlichen Leben. Ich habe ihr dann das unten angegebene Gedicht gemailt. Ohne weiteren Kommentar, ohne weitere Erklärung stelle ich es hier ein...

Ich will
Quiero

Ich will, daß du mir zuhörst, ohne über mich zu urteilen
Quiero que me oigas sin juzgarme

Ich will, daß du deine Meinung sagst, ohne mir Ratschläge zu erteilen
Quiero que opines sin aconsejarme

Ich will, daß du mir vertraust, ohne etwas zu erwarten
Quiero que confíes en mí sin exigirme

Ich will, daß du mir hilfst, ohne für mich zu entscheiden
Quiero que me ayudes sin intentar decidir por mí

Ich will, daß du für mich sorgst, ohne mich zu erdrücken
Quiero que me cuides sin anularme

Ich will, daß du mich siehst, ohne dich in mir zu sehen
Quiero que me mires sin proyectar tus cosas en mí

Ich will, daß du mich umarmst, ohne mir den Atem zu rauben
Quiero que me abraces sin asfixiarme

Ich will, daß du mir Mut machst, ohne mich zu bedrängen
Quiero que me animes sin empujarme

Ich will, daß du mich hältst, ohne mich festzuhalten
Quiero que me sostengas sin hacerte cargo de mí

Ich will, daß du mich beschützt, aufrichtig
Quiero que me protejas sin mentiras

Ich will, daß du dich näherst, doch nicht als Eindringling
Quiero que te acerques sin invadirme

Ich will, daß du all das kennst, was dir an mir mißfällt
Quiero que conozcas las cosas mías que más te disgusten

Daß du es akzeptierst, versuch es nicht zu ändern
Que las aceptes y no pretendas cambiarlas

Ich will, daß du weißt... daß du heute auf mich zählen kannst...
Quiero que sepas... que hoy puedes contar conmigo...

Bedingungslos.
Sin condiciones.
Jorge Bucay               

[Das Gedicht ist über den Buchhandel als Plakat bzw. Postkarte aus dem Amann-Verlag erhältlich.]

8 Anmerkung(en):

Anonym hat gesagt…

Sehr schön.... aber auch schwer....dennoch eine gute Anregung, um vielleicht wieder ins Gespräch zu kommen...

Anonym hat gesagt…

Schon schön hier. Mich überrascht, wie man auch in einem Blog noch einen gewissen Anspruch an Typografie durchziehen kann. (-;

Anonym hat gesagt…

Wie? Du schreibst was persönliches von Dir?

Anonym hat gesagt…

Das kannte ich bis jetzt nicht. Das ist aber wohl doch eine Utopie. Woher kommt der Schriftsteller?

cassiel hat gesagt…

@anonym1 - anonym4
Danke für die Kommentare

@anomym1
Na ja, das klang schon ziemlich verfahren.

@anonym2
Typografie? Na ja, ich gebe mir Mühe... ;-)

@anonym3
???
Nein, das ist nicht persönlich. Ich habe es extra ohne weitere Erklärungen hier eingestellt. Ich hab da nur mein Ohr verliehen. ;-)

@anonym4
Jorge Bucay ist...? Richtig!
Ein argentinischer Psychiater (Gestalttherapie) und Schriftsteller. (Sonst hätte ich es nicht in einem Tango-Blog zitiert...) Weitere Informationen bei Wikipedia.

Anonym hat gesagt…

Hallo, könnt ihr mir sagen, wo das Zitat genau er kommt? Ich habe das Plakat gesehen, aber steht das auch in einem von Bucay's Büchern? In welchem? Gruß

cassiel hat gesagt…

Ich denke, dieses Gedicht gibt es nur als Postkarte oder Plakat. Nach meiner Erinnerung ist es zeitgleich mit dem Roman "Liebe mit offenen Augen" erschienen. Das Buch hat mir nicht so gefallen. Die Geschichte mit magischen eMail Verwirrungen hat mich dann doch sehr angestrengt.

Uneingeschränkt empfehelen kann ich das Buch "Komm, ich erzähl dir eine Geschichte" - sehr schön und eine kurzweilige Lektüre über die Entwicklung einer Einstellung zum Leben. In Märchen, Sagen und Kurzgeschichten versucht ein Therapeut seinem Klienten aufzuzeigen, daß man (wenn man schon die äußeren Umstände nicht ändern kann) seine innere Einstellung zu den Problemen revidieren kann.

grzegorz hat gesagt…

es ist das beste gedicht was ich je gelesen habe und es trifft den nagel auf den kopf!!!